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Ich verfolge die zentrale Idee von der Gefäßhaftigkeit des Körpers und der Körperhaftigkeit von Gefäßen mit großem Ernst. Aber ich hasse bleiernes Pathos. Zum Glück gibt es unter den Behältern, Container mit Humor. Mit der Schachtel entfaltet sich die Rasenfläche für ein Spiel. Mit der Schachtel, als patriarchal bewährtes Bild für mich als ganze Frau, oder nur für meinen Unterleib, kommt Lust ins Spiel. Lust und Lustigkeit.
Wenn ich nur einfach wäre, wie ein Karton.
Ich mag vereinfachende Gedanken. Sorglos und ungehemmt in die Bildsprache übersetzt, entwickeln die vereinfachenden Gedanken Perfidie. Sie verursachen Schmerzen, Zweifel oder Gelächter.

Ich baue Objekte, die die Idee vom Fragment oder auch die Fragmenthaftigkeit der Idee thematisieren. Die meisten sind offensichtlich zusammengesetzt und sehen aus als wären sie schon einmal zu Bruch gegangen. Die Arbeiten haben Fehlstellen, Nähte mit Versatz oder Durchbrüche, und wenn der Gips als Kleber gedient hat, dann quillt er unverhohlen an den geflickten Partien hervor.
Die einzelne Arbeit ist in ihrer Form vollständig, also ganz. Aber für mich ist sie das nur, weil sie ihre Lückenhaftigkeit und ihre Brüche benennt. Die undurchbrochene Oberfläche beengt mich, sie hat für mich hermetischen, ausschließlichen Charakter. Der geöffnete Körper gibt den Raum zum Atmen. Meine Arbeiten sind für mich erst fragmentiert vollständig.

Ich habe zu meiner Arbeit und zu meinem Material eine sinnliche Beziehung.
Es handelt sich um eine kindliche Form sich körperlich auszuleben, die befriedigt wird, wenn man aus Lehm zwischen den Händen Würste dreht, oder der Matsch einer trocknenden Pfütze zwischen den Zehen hervorquillt, oder ein Kuhfladen.
Und ich bekenne mich zu meinem sexualisierten Blick in meinen plastischen Bildern. Der ist für mich der Pfeffer bei der Arbeit. Und das ist mein Ausdruck für schöpferische Energie


Ich suche nach einer (Bild)Sprache, in der mein Körper durch das Material spricht, oder das Material (hier Ton und Gips) aus sich selbst heraus. Erst spricht das Material, dann kommt die Idee. Ich arbeite mit Zufall, Abfall, Unfall. Eine Art
I-Ging Orakelmethode. Ich bin Auslöser, aber ich will mich nicht einmischen. Ich lege mein Bewusstsein beiseite und setze es am Ende des Arbeitsprozesses ein um die Einzelteile zu ergänzen und zusammenzufügen.
Ich modelliere viel im Negativ, das Ergebnis im Positiv ist dabei nicht wirklich absehbar. Und ich verwende Stücke, die nicht um ihrer selbst willen entstanden sind, nur als Zwischenstadium, Abfall oder als Mittel zum Zweck. Sie sind nicht gewollt gestaltet. Oder ich verwende gefundene Formen, weil sie nicht von mir gestaltet sind.
Das Ergebnis am Ende ist nicht zufällig, aber der Zufall hat im Prozess und bei der Erforschung mitbestimmt. Ich mache das so, weil ich überrascht werden, und weil ich dazulernen will. Absehbarkeit langweilt mich.